Leitfaden zu Brutto- und Nettolöhnen in der Schweiz 2026

Entschlüsselung Ihrer Gehaltsabrechnung 💼🇨🇭

average salary 2026.png

Wenn Sie in der Schweiz Ihre monatliche Gehaltsabrechnung erhalten, sehen Sie weit mehr als nur Ihr Nettogehalt – Sie sehen das komplexe Zusammenspiel zwischen Ihrem Einkommen und einem der weltweit modernsten Sozialversicherungssysteme. Für Arbeitnehmer, insbesondere Neuankömmlinge in der Schweiz, kann die Umrechnung von Brutto- in Nettogehalt wie eine mysteriöse Alchemie erscheinen, bei der zahlreiche Abzüge und unbekannte Abkürzungen Ihre finanzielle Realität prägen.

Bedenken Sie Folgendes: Im Jahr 2025 würden jemandem mit einem Jahreseinkommen von 70.000 CHF im Kanton Waadt etwa 17.499 CHF abgezogen, bevor das Geld überhaupt auf seinem Bankkonto eingeht.

Wohin fließt dieses Geld?

Welchen Schutz bietet es?

Und wie hat sich dieses System seit seiner Einführung entwickelt?

Dieser umfassende Leitfaden entmystifiziert Ihre Schweizer Lohnabrechnung. Er zeichnet die historische Entwicklung der Sozialversicherung nach, erklärt jeden Abzug im Detail und liefert ein übersichtliches Berechnungsbeispiel für ein Gehalt von 70.000 CHF in der Waadt. Ob Sie neu in der Schweiz wohnen, ein potenzieller Arbeitnehmer sind oder sich einfach für die Schweizer Vergütung interessieren – Sie erhalten praktische Einblicke, um sich sicher in Ihrer Finanzlandschaft zurechtzufinden.

🏛️ Das Schweizer Sozialversicherungssystem

Eine historische Perspektive

Die drei Säulen

Stiftung Schweizerische Sozialversicherung

Das Sozialversicherungssystem der Schweiz, das oft als Drei-Säulen-Modell beschrieben wird, war nicht von Anfang an vollständig ausgereift, sondern entwickelte sich über mehr als ein Jahrhundert zu dem umfassenden Sicherheitsnetz, das wir heute kennen. Dieses System stellt einen ausgewogenen Ansatz zwischen staatlicher Versorgung, betrieblichen Sozialleistungen und individueller Verantwortung dar – ein Spiegelbild der Schweizer Werte der Solidarität und persönlichen Verantwortung.

Die erste Säule (AHV/IV/EO) bietet die staatliche Grundsicherung für Alter, Hinterlassenen und Invalidität. Die zweite Säule (BVG) stellt die berufliche Vorsorge durch Pensionskassen dar. Die dritte Säule besteht aus freiwilligem, steuerbegünstigtem Privatsparen. Zusammen sollen diese Säulen etwa 60–70 % des Einkommens vor der Pensionierung für Durchschnittsverdiener ersetzen, wobei dieser Betrag je nach Einkommensniveau und beruflichem Werdegang stark variiert.

📈 Entwicklung der sozialen Sicherheit

Von Bismarck zur Moderne

Die Entwicklung der Schweizer Sozialversicherung ist eine faszinierende Geschichte des schrittweisen Ausbaus. Sie spiegelt Muster wider, die in ganz Europa zu beobachten sind, weist jedoch charakteristische Schweizer Merkmale auf:

  • 1948: Einführung der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) nach einer Verfassungsänderung von 1925. Dies bildete den Grundstein für die erste Säule mit Beitragsaufteilung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

  • 1960: Ergänzung der ersten Säule um die Invalidenversicherung (IV), die den Versicherungsschutz über die Altersrente hinaus auf berufliche und außerberufliche Invaliditätsfälle ausweitet.

  • 1972: Einführung der Erwerbsersatzordnung (EO) zum Schutz vor Erwerbsverlusten während Militärdienst, Zivildienst und Mutterschaftsurlaub.

  • 1985: Umsetzung des Gesetzes zur beruflichen Vorsorge (BVG), wodurch die Pensionskassenpflicht für die meisten Arbeitnehmer eingeführt und die zweite Säule formell etabliert wurde.

  • 2000er Jahre: Verschiedene Anpassungen der Beitragssätze und Beitragshöchstgrenzen, insbesondere als Reaktion auf die steigende Lebenserwartung und veränderte Beschäftigungsmuster.

Die historische Entwicklung zeigt einen klaren Trend: steter Ausbau des sozialen Sicherheitsnetzes mit entsprechenden Erhöhungen des Gehaltsanteils, der für die soziale Sicherheit aufgewendet wird. Während frühere Beitragszahler nur einstellige Prozentsätze ihres Einkommens zahlten, zahlen Arbeitnehmer heute etwa 10–15 % ihres Bruttolohns in verschiedene Sozialversicherungen ein, ohne Steuern zu berücksichtigen.

Tabelle: Historische Entwicklung der wichtigsten Sozialversicherungsabzüge

Jahr AHV-Satz Einführung des BVG Bedeutende Änderungen
1948 4 % Noch nicht eingeführt AHV als erste Säule eingeführt
1960 5 % Nur freiwillig Invalidenversicherung (IV) hinzugefügt
1985 8,4 % Obligatorisch BVG führt die zweite Säule offiziell ein
2000 10,1 % Erweiterte Deckung Anpassung an die demografische Entwicklung
2025 10,6 % Verschiedene Reformen Aktueller Satz mit regelmässigen Anpassungen

Die wachsende Kluft

Wie sich die Brutto-Netto-Transformation verändert hat

Mit dem Ausbau des Sozialversicherungssystems im 20. Jahrhundert veränderte sich das Verhältnis zwischen Brutto- und Nettolohn erheblich. In den ersten Jahrzehnten der AHV flossen für Arbeitnehmer möglicherweise nur 4–5 % ihres Bruttolohns in die Sozialversicherung. Heute hat sich dieser Betrag mehr als verdoppelt, einschließlich zusätzlicher Abzüge für die zweite Säule und verschiedene Versicherungen.

Diese Entwicklung spiegelt einen breiteren gesellschaftlichen Wandel von der individuellen Verantwortung hin zur kollektiven Risikoteilung wider. Während Arbeitnehmer zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Ruhestand oder bei Berufsunfähigkeit vorwiegend auf die Unterstützung ihrer Familie oder auf private Ersparnisse angewiesen waren, sind Arbeitnehmer heute in ein ausgeklügeltes System eingebunden, das unabhängig von ihren persönlichen Umständen vorhersehbare, garantierte Leistungen bietet. Das System entwickelt sich ständig weiter. Es gibt regelmäßige Debatten über die Erhöhung des Renteneintrittsalters, die Anpassung der Beitragssätze oder die Ausweitung des Versicherungsschutzes, um modernen Arbeitsmustern Rechnung zu tragen – einschließlich der wachsenden Gig Economy und der zunehmenden grenzüberschreitenden Beschäftigung.

🧐 Entschlüsselung Ihrer Schweizer Lohnabrechnung

Zeile für Zeile

Die Anatomie einer Gehaltsabrechnung

Obwohl Schweizer Gehaltsabrechnungen nicht vollständig standardisiert sind, folgen die meisten einer ähnlichen Struktur, die logisch vom Bruttoeinkommen zum Nettogehalt übergeht. Das Verständnis dieses Ablaufs ist entscheidend, um Ihre Vergütung zu entmystifizieren:

Bruttogehalt → Sozialversicherungsabzüge → Sonstige Abzüge → Zulagen/Zuschläge → Nettogehalt

Im Wesentlichen beschreibt Ihre Gehaltsabrechnung, wie sich Ihr vertraglich vereinbartes Bruttogehalt in den tatsächlichen Betrag verwandelt, der jeden Monat auf Ihrem Bankkonto eingeht. Über diese grundlegende Berechnung hinaus dient sie als Einkommensnachweis für Mieten, Kredite und andere finanzielle Verpflichtungen.

Tabelle: Standardstruktur der Gehaltsabrechnung und gebräuchliche Abkürzungen

Abschnitt Gebräuchliche Bestandteile Abkürzungen Wer zahlt normalerweise
Bruttoeinkommen Grundgehalt, Boni LOHN, SALAIRE Arbeitgeber
Sozialabzüge Rente, Arbeitslosigkeit, Invalidität AHV/IV/EO, ALV, BVG Geteilt (meistens 50/50)
Versicherungsabzüge Unfall, Krankheit NBUV, KTG Variiert (Arbeitgeber/Arbeitnehmer)
Andere Abzüge Steuern, Pensionskasse QUELSTEUR, BVG Arbeitnehmer oder geteilt
Zuschläge Zulagen, Boni ALLOC.FAM., PRIME Arbeitgeber
Nettolohn Endgültig ausgezahlter Betrag NETTO, NETTO, LIQUIDE An Arbeitnehmer

💡 Die einzelnen Abzüge verstehen

🔹 AHV/IV/EO: Die erste Säule

Die AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung), oft auch als erste Säule bezeichnet, bildet das Fundament der Schweizer Sozialversicherung. Zusammen mit der IV (Invalidenversicherung) und der EO (Erwerbsersatzordnung) bietet sie einen grundlegenden Schutz gegen wichtige Lebensrisiken:

  • Die AHV bietet Altersrenten ab 65 Jahren für Männer und ab 64 Jahren für Frauen sowie Hinterbliebenenleistungen für Ehepartner und Kinder nach dem Tod des Ernährers.

  • Die IV bietet finanzielle Unterstützung und Rehabilitationsleistungen für Menschen mit Behinderungen, die ihre Erwerbsfähigkeit einschränken.

  • Die EO ersetzt das Einkommen während der Wehrpflicht oder des Zivildienstes sowie seit 2021 auch während des Mutterschafts- (14 Wochen) und Vaterschaftsurlaubs (2 Wochen).

Beitragssatz: 10,6 % des Bruttolohns, je 5,3 % vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Es gibt keine Gehaltsobergrenze für AHV-Beiträge, was die AHV zu einer universellen Sozialversicherung macht.

🔹 ALV: Arbeitslosenversicherung

Die ALV (Arbeitslosenversicherung) bietet ein wichtiges Sicherheitsnetz zwischen zwei Arbeitsverhältnissen und deckt für einen begrenzten Zeitraum bis zu 80 % Ihres vorherigen Lohns ab. Voraussetzung ist, dass Sie in den letzten zwei Jahren mindestens 12 Monate lang Beiträge gezahlt haben und aktiv auf Arbeitssuche sind.

Beitragssatz: 2,2 % des Jahreslohns bis zu CHF 148.200 (für 2025), je 1,1 % vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Für Einkünfte über dieser Grenze fallen keine zusätzlichen ALV-Beiträge an.

🔹 BVG: Die zweite Säule

Das BVG (Gesetz über die berufliche Vorsorge) regelt die zweite Säule der Schweizer Sozialversicherung – Ihre Pensionskasse. Dieses obligatorische Sparsystem greift, wenn Sie über 22.050 CHF pro Jahr (Grenzwert 2025) verdienen und 17 Jahre oder älter sind. Das BVG zielt darauf ab, Ihren Lebensstandard vor der Pensionierung zu sichern, indem es zusammen mit der AHV etwa 60 % Ihres Arbeitseinkommens im Ruhestand abdeckt.

Die Beitragssätze variieren stark je nach Alter, Pensionskasse und Gehalt, da jede Kasse ihre eigenen Sätze festlegt. Typischerweise liegen die Beiträge zwischen 7 und 18 % Ihres koordinierten Lohns (dem Anteil zwischen 22.050 CHF und 88.200 CHF) und werden zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufgeteilt. Arbeitgeber müssen mindestens 50 % zahlen und zahlen im Rahmen wettbewerbsfähiger Vergütungspakete oft auch höhere Beiträge.

🔹 Unfallversicherung (UVG/NBUV)

Das Schweizer Gesetz schreibt einen umfassenden Unfallschutz für alle Arbeitnehmer vor:

  • Die Berufsunfallversicherung (BUV) deckt Unfälle bei der Arbeit oder auf dem Weg zur Arbeit ab und wird vollständig vom Arbeitgeber finanziert.

  • Die Nichtberufsunfallversicherung (NBUV) deckt Unfälle in der Freizeit ab und wird in der Regel vom Lohn abgezogen, sofern der Arbeitgeber sich nicht an diesen Kosten beteiligt.

Die Beitragssätze variieren je nach Arbeitgeber und Risikofaktoren, liegen aber in der Regel zwischen 1 und 2 % des Lohns.

🔹 Krankentaggeld (KTG)

Im Gegensatz zu anderen Abzügen ist das KTG (Krankentaggeldversicherung) für Arbeitgeber optional, wird aber häufig angeboten. Es bietet Einkommensschutz im Krankheitsfall und deckt nach einer kurzen Wartezeit in der Regel 80 % des Lohns ab. Sofern angeboten, werden die Kosten in der Regel zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geteilt.

🏦 Über die soziale Sicherheit hinaus

Steuern und andere Abzüge

🔹 Quellensteuer

Für ausländische Arbeitnehmer ohne Niederlassungsbewilligung und für Grenzgänger gilt in der Schweiz ein Quellensteuersystem, bei dem die Steuern direkt vom Lohn abgezogen werden. Die Sätze variieren je nach Kanton und Einkommensniveau, sodass der Wohnort ein wichtiger Faktor für die Berechnung Ihres Nettolohns ist.

🔹 Arbeitnehmerbeiträge zur Pensionskasse (BVG)

Während der Arbeitgeber die Pensionskasse organisiert und teilweise finanziert, zahlen auch Arbeitnehmer einen Prozentsatz ihres Lohns ein. Dieser Abzug stellt Ihre persönliche Investition in Ihre Altersvorsorge dar und variiert je nach Alter und den jeweiligen Pensionskassenbestimmungen.

🧮 Fallstudie

CHF 70.000 Gehalt in Waadt

📊 Berechnung des Nettogehalts

Wenden wir unser Wissen auf ein konkretes Beispiel an: einen Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen von 70.000 CHF im Kanton Waadt. Diese Berechnung zeigt genau, wohin Ihr Geld fließt und wie die verschiedenen Abzüge zusammenwirken.

Tabelle: Detaillierte Aufschlüsselung eines Gehalts von 70.000 CHF im Kanton Waadt (2025)

Beschreibung Betrag (CHF) Prozentsatz Anmerkungen
Bruttojahresgehalt 70.000 100 % Grundvergütung
AHV/IV/EO-Beiträge -3.710 5,3 % Hälfte des Gesamtbetrags 10,6 %
ALV (Arbeitslosenversicherung) -770 1,1 % Die Hälfte des Gesamtbetrags 2,2 %
Nichtberufsunfallversicherung -280 0,4 % Unterschiedlich je nach Arbeitgeber
Pensionskasse (BVG) -2.245 3,2 % Unterschiedlich je nach Alter und Kasse
Direkte Bundessteuer -701 1,0 % Progressiver Steuersatz
Kantonssteuer (Waadt) -6.501 9,3 % Unterschiedlich je nach Kanton
Gemeindesteuer -3.292 4,7 % Unterschiedlich je nach Gemeinde
Gesamtabzüge -17.499 25,0 % Alle obligatorischen Abzüge
Nettojahreslohn 52.501 75,0 % Nettolohn
Nettomonatslohn 4.375 Monatliches verfügbares Einkommen

Basierend auf dieser Berechnung würde unser Mitarbeiter von seinem Jahresgehalt von 70.000 CHF ungefähr 4.375 CHF pro Monat mit nach Hause nehmen. Dies entspricht einem durchschnittlichen Steuersatz von 25 %, wobei zu beachten ist, dass in der Schweiz ein progressives Steuersystem gilt, d. h. höhere Einkommensanteile werden mit höheren Sätzen besteuert.

🗺️ Kantonsvergleich

Wie Waadt im Vergleich

Die Besteuerung variiert in den Schweizer Kantonen erheblich, sodass der Wohnort ein wichtiger Faktor für das Nettogehalt ist. So schneidet Waadt im Vergleich zu anderen Kantonen bei einem Gehalt von 70.000 CHF ab:

Tabelle: Kantonsvergleich für ein Gehalt von 70.000 CHF (2025)

Kanton Nettogehalt (CHF) Durchschnittlicher Steuersatz Rang (niedrigste Steuer)
Zug 60.185 14,0 % 1
Schwyz 57.696 17,6 % 2
Appenzell Innerrhoden 57.025 18,5 % 3
Zürich ~54.000* ~22,9 %* ~10
Waadt 52.501 25,0 % 25
Neuenburg 52.179 25,5 % 26
Genf ~49.000* ~30,0 %* ~26*

Ungefähre Werte basierend auf verfügbaren Daten

Wie wir sehen, liegt die Waadt im oberen Steuerbereich, nur wenige Kantone wie Neuenburg und Genf erheben höhere Steuerlasten. Diese Unterschiede spiegeln die föderale Struktur der Schweiz wider, in der die Kantone weitgehende Autonomie bei der Festlegung von Steuersätzen und -politik haben.

📈 Die versteckten Kosten des Arbeitgebers

Während sich Arbeitnehmer auf ihren Nettolohn konzentrieren, tragen Arbeitgeber erhebliche Zusatzkosten über den Bruttolohn hinaus. Für unser Beispiel von CHF 70.000 im Waadt würden die zusätzlichen Beiträge des Arbeitgebers Folgendes umfassen:

AHV/IV/EO

CHF 3.710 (5,3 % Matching)

ALV

CHF 770 (1,1 % Matching)

Familienausgleichsfonds

CHF 2'100 (3%)

Berufsunfallversicherung

CHF 2'100 (3%)

Nichtberufsunfallversicherung

CHF 3.500 (5%)

Diese zusätzlichen Arbeitgeberkosten belaufen sich auf insgesamt rund CHF 12'180, sodass die tatsächlichen Beschäftigungskosten jährlich rund CHF 82'180 betragen. Diese versteckte Belastung erklärt, warum sich Gehaltsverhandlungen oft auf Brutto- statt auf Nettobeträge konzentrieren – die Arbeitgeber zahlen bereits deutlich mehr als Ihr angegebenes Gehalt.

💰 Über die Berechnung hinaus

Finanzielle Auswirkungen und Planung

Ihr zu versteuerndes Einkommen verstehen🧾

Für Einwohner mit jährlicher Steuererklärung besteht ein wichtiger Unterschied zwischen Ihrem Bruttogehalt und Ihrem steuerpflichtigen Einkommen. Während Ihr Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge von Ihrem Bruttogehalt abzieht, können Sie Ihr steuerpflichtiges Einkommen durch verschiedene Abzüge weiter reduzieren:

  • Berufskosten: Fahrtkosten, Arbeitsmittel, berufliche Weiterbildung
  • Beiträge zur Säule 3a: Freiwillige Altersvorsorge (bis zu 7.258 CHF jährlich für Arbeitnehmer)
  • Spenden an anerkannte Wohltätigkeitsorganisationen
  • Bestimmte Versicherungsprämien
  • Kinderbetreuungskosten

In unserem Beispiel mit 70.000 CHF beträgt das Bruttogehalt zwar 70.000 CHF, das steuerpflichtige Einkommen kann jedoch nach Berücksichtigung dieser zusätzlichen Abzüge deutlich niedriger ausfallen. Dieser Unterschied erklärt, warum es für die finanzielle Optimierung entscheidend ist, sowohl Ihre Gehaltsabrechnung als auch Ihre jährliche Steuererklärung zu verstehen.

Praktische Tipps zur Gehaltsabrechnung und Überprüfung

Regelmäßige Überprüfung

Fehler passieren, also überprüfen Sie Ihre Gehaltsabrechnung monatlich, insbesondere nach Gehaltsänderungen oder zu Beginn des Jahres, wenn die Abzugssätze angepasst werden. Achten Sie besonders auf:

– Richtigkeit der persönlichen Angaben
– Korrekte Anwendung von Gehaltserhöhungen
– Genaue Erfassung der Arbeitsstunden (für Stundenlöhner)
– Korrekte Abzugsprozentsätze basierend auf den aktuellen Tarifen

Ihre Ansprüche verstehen

Jeder Abzug auf Ihrer Lohnabrechnung steht im Zusammenhang mit bestimmten Rechten und Schutzmaßnahmen:

AHV-Beiträge berechtigen Sie zu einer zukünftigen Rente basierend auf Ihrem Beitragsverlauf.
ALV-Beiträge bieten Ihnen bei Bedarf Arbeitslosengeld.
BVG-Beiträge bauen Ihre berufliche Vorsorge auf.
Unfallversicherung deckt medizinische Kosten und Einkommensverluste nach Unfällen ab.

Dokumentation und Organisation

Bewahren Sie Ihre Gehaltsabrechnungen mindestens fünf Jahre auf, da diese möglicherweise für Kreditanträge, Mietverträge oder zur Klärung von Unstimmigkeiten benötigt werden. Viele Arbeitgeber stellen mittlerweile digitale Gehaltsabrechnungen zur Verfügung. Stellen Sie jedoch sicher, dass Sie über ein zuverlässiges Backup-System verfügen.

Optimierungsstrategien

Rechtliche Steueroptimierung

  • Beiträge zur Säule 3a: Maximieren Sie Ihre freiwillige Altersvorsorge, um Ihr zu versteuerndes Einkommen zu senken.
  • Berufskosten: Führen Sie sorgfältige Aufzeichnungen über Ihre beruflichen Ausgaben.
  • Spenden: Besorgen Sie sich Spendenbescheinigungen für wohltätige Zwecke an anerkannte Organisationen.
  • Krankenversicherungsbeiträge: Diese können Sie von der Steuererklärung abziehen.

Finanzplanung

  • Informieren Sie sich jährlich über Ihren Pensionskassenausweis, um Ihre Ersparnisse in der zweiten Säule im Blick zu behalten.
  • Erwägen Sie eine Aufstockung Ihrer Pensionskasse, wenn Sie Lücken in Ihrer Beitragshistorie haben.
  • Prüfen Sie, ob freiwillige Einkäufe in Ihre Pensionskasse sinnvoll sein könnten.

Veränderungen und Anpassungen im Leben

Wichtige Lebensereignisse – Heirat, Geburt eines Kindes, Scheidung, Behinderung – können Ihre optimale Finanzstrategie beeinflussen. Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Situation und ziehen Sie bei wesentlichen Änderungen die Konsultation eines Finanzberaters in Betracht.

Abschluss

Meistern Sie Ihre Schweizer Vergütung

Das Verständnis Ihrer Schweizer Lohnabrechnung erfordert mehr als nur Finanzkompetenz – es ist der Schlüssel zum Verstehen des komplexen Zusammenspiels zwischen Ihrem persönlichen Einkommen und dem hochentwickelten Schweizer Sozialversicherungssystem. Von seinen historischen Wurzeln in der Solidarität der Nachkriegszeit bis zu seiner modernen Ausprägung als Drei-Säulen-Modell stellt dieses System einen bemerkenswerten Gesellschaftsvertrag dar, der individuelle Verantwortung mit kollektiver Absicherung in Einklang bringt.

Unsere detaillierte Untersuchung eines Gehalts von 70.000 Franken in der Waadt zeigt, wie etwa 25 % des Bruttoeinkommens durch verschiedene Abzüge in soziale Absicherung und öffentliche Dienstleistungen umgewandelt werden. Diese Abzüge mögen zunächst wie einfache Kürzungen des Nettogehalts erscheinen, stellen jedoch tatsächlich erkaufte Sicherheit gegen die grundlegenden Risiken des Lebens dar: Alter, Invalidität, Arbeitslosigkeit und Arbeitsunfälle.

Bedenken Sie bei Ihrer Karriere in der Schweiz, dass Ihre Lohnabrechnung eine viel umfassendere Geschichte erzählt als bloße Zahlen. Sie spiegelt Jahrzehnte der Sozialpolitik, sorgfältig abgewogene wirtschaftliche Prioritäten und Ihre persönliche Teilnahme an einem der stabilsten und umfassendsten Sozialversicherungssysteme der Welt wider. Wenn Sie dieses Dokument verstehen, können Sie fundiertere Finanzentscheidungen treffen, Ihre Zukunft effektiv planen und den Wert jedes Abzugs schätzen.

Der Übergang vom Brutto- zum Nettogehalt verkörpert den Schweizer Sozialhilfeansatz: strukturiert, umfassend und auf der Partnerschaft zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Staat aufgebaut. Jetzt, da Sie diesen Wandel verstehen, sind Sie besser gerüstet, Ihre finanzielle Zukunft in der Schweiz selbst in die Hand zu nehmen.

Hinweis: Alle Berechnungen in diesem Artikel basieren auf den Sätzen von 2025 und sollten für die Folgejahre überprüft werden, da Beitragssätze und Schwellenwerte regelmäßig angepasst werden.