Vergleich des britischen und schweizerischen Steuerrechts für Freiberufler

Dieser Artikel vergleicht die steuerliche Behandlung von Freiberuflern in der Schweiz und im Vereinigten Königreich und hebt Unterschiede bei Registrierung, Einkommenssteuer, Sozialabgaben, Mehrwertsteuer und abzugsfähigen Ausgaben hervor.

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Für Freiberufler ist es entscheidend, die Steuerlandschaft ihres Tätigkeitslandes zu kennen, um die Compliance, die Finanzplanung und die Vermeidung unerwarteter Strafen einzuhalten. Viele empfinden das britische Steuersystem als strenger als das der Schweiz und verweisen häufig auf die strenge Durchsetzung durch die HM Revenue and Customs (HMRC) und Regeln wie die für die Spesenabrechnung.

Wenn beispielsweise ein Freiberufler versucht, private Urlaubstage als Geschäftsreise geltend zu machen, behandeln beide Länder diese als nicht abzugsfähig, doch die britischen Prüfprozesse und verhaltensbasierten Strafen können sich als strenger anfühlen.

In diesem Artikel analysieren wir die wichtigsten Aspekte der steuerlichen Behandlung von Freiberuflern (die in der Regel als selbstständige Einzelunternehmer tätig sind) in beiden Ländern und stützen uns dabei auf offizielle Richtlinien und aktuelle Aktualisierungen ab 2025. Wir behandeln Registrierung, Einkommensteuer, Sozialabgaben, Mehrwertsteuer, abzugsfähige Ausgaben (mit Schwerpunkt auf Reisen) und Strafen und heben dabei die wichtigsten Unterschiede hervor.

❶ Registrierung und Rechtsstatus

🇬🇧 Vereinigtes Königreich

In Großbritannien müssen sich Freiberufler beim HMRC für die Selbstveranlagung als Selbstständige registrieren, wenn ihr Einkommen in einem Steuerjahr 1.000 £ übersteigt oder wenn sie Sozialversicherungsbeiträge der Klasse 2 zahlen müssen (obwohl Klasse 2 ab April 2024 abgeschafft wurde, bleibt die Registrierung für die Steuererklärung entscheidend). Sie registrieren sich online über GOV.UK. Wenn Sie die Selbstveranlagung noch nicht kennen, ist die Frist der 5. Oktober nach dem Steuerjahr (z. B. der 5. Oktober 2025 für 2024–25). Freiberufler arbeiten als Einzelunternehmer, es sei denn, sie gründen eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, wodurch zusätzliche Körperschaftsteuerpflichten entstehen.

🇨🇭 Schweizer

Das System der Schweiz ist aufgrund der föderalen Struktur dezentraler. Freiberufler melden sich bei den kantonalen Steuerbehörden und der Sozialversicherungsanstalt (AHV/AVS) als selbstständige Erwerbstätige an, wenn ihr Nettoeinkommen 2.300 CHF jährlich übersteigt. Es gibt kein einheitliches nationales Registrierungsportal; stattdessen melden Sie die Sozialversicherungsbeiträge bei der Ausgleichskasse Ihres Kantons und reichen die Steuern kantonal ein. Dies kann für Einheimische einfacher sein, ist aber von Kanton zu Kanton unterschiedlich – Zürich verlangt bei hohen Umsätzen möglicherweise ein zusätzliches Unternehmensregister, während andere Kantone nachsichtiger sind.

Wichtigster Unterschied: Das zentralisierte HMRC-System in Großbritannien ist schlanker, schreibt aber für die meisten Freiberufler eine Selbsteinschätzung vor, was sich hinsichtlich der Fristen möglicherweise „strenger“ anfühlt. Der kantonale Ansatz der Schweiz bietet Flexibilität, erfordert aber die Berücksichtigung lokaler Unterschiede, was zu Inkonsistenzen führen kann.

❷ Einkommensteuersätze und -erklärung

🇬🇧 Vereinigtes Königreich

Freiberufler im Vereinigten Königreich zahlen Einkommensteuer auf Gewinne nach Abzügen, mit einem persönlichen Freibetrag von 12.570 £ (eingefroren bis 2028). Die Sätze für 2024–25 betragen 20 % auf 12.571–50.270 £, 40 % auf 50.271–125.140 £ und 45 % darüber. Die Einreichung erfolgt jährlich per Self Assessment, fällig am 31. Januar online (in Papierform bis zum 31. Oktober), mit Abschlagszahlungen für Besserverdiener. Ab April 2026 erfordert Making Tax Digital vierteljährliche digitale Aktualisierungen für Personen mit einem Einkommen über 50.000 £, steigend auf 30.000 £ im Jahr 2027.

🇨🇭 Schweizer

In der Schweiz wird die Einkommenssteuer auf Bund-, Kantons- und Gemeindeebene erhoben. Es gibt keinen einheitlichen persönlichen Freibetrag – stattdessen variieren die Abzüge. Die Bundessteuersätze sind progressiv und erreichen bis zu 11,5 % für Einkommen über 895.900 CHF. Die kantonalen Steuersätze treiben die Gesamtsumme jedoch in die Höhe (z. B. 20–40 % effektiv in Genf gegenüber niedriger in Zug). Freiberufler reichen jährlich bis zum 31. März (Verlängerungen möglich) eine Steuererklärung ein und geben dabei alle Einkünfte an. Abschreibungen auf Vermögenswerte wie Ausrüstung sind abzugsfähig, oft zu bundesweit festgelegten, aber kantonal angepassten Sätzen.

Wichtiger Unterschied: Die Steuersätze in der Schweiz können in steuerfreundlichen Kantonen niedriger sein, in anderen jedoch insgesamt höher, was durch einen Umzug Einkaufsmöglichkeiten bietet. In Großbritannien gelten feste nationale Steuersätze, aber eine höhere Grundsteuergrenze, was für Freiberufler mit mittlerem Einkommen eine größere Belastung darstellen kann. Die Einreichung von Steuererklärungen in Großbritannien ist aufgrund digitaler Vorschriften und strenger Fristen strenger.

❸ Sozialversicherungsbeiträge

🇬🇧 Vereinigtes Königreich

Freiberufler in Großbritannien zahlen Sozialversicherungsbeiträge der Klasse 4 in Höhe von 6 % auf Gewinne zwischen 12.570 und 50.270 £ und 2 % darüber und tragen so zur staatlichen Rente und Sozialleistungen bei. Klasse 2 ist ab 2024 freiwillig, schreibt Geringverdienern aber weiterhin automatisch die Rente gut.

🇨🇭 Schweizer

Schweizer Freiberufler zahlen 10,1 % des Nettogewinns in die AHV/AVS (Alters- und Hinterlassenenversicherung) ein, zuzüglich der optionalen 2. Säule (berufliche Vorsorge) und 3. Säule (privates Sparen, abzugsfähig bis zu 7.056 CHF für Personen ohne 2. Säule im Jahr 2025). Die Arbeitslosenversicherung ist für Selbstständige freiwillig.

Wichtigster Unterschied: Der einheitliche Steuersatz der Schweiz von 10,1 % ist höher als das gestaffelte System Großbritanniens, umfasst aber umfassendere Sozialleistungen. Großbritannien integriert die Sozialversicherung in die Einkommenssteuer und vereinfacht diese, knüpft sie aber strikt an den Gewinn.

❹ Mehrwertsteuer

🇬🇧 Vereinigtes Königreich

In Großbritannien müssen sich Freiberufler für die Mehrwertsteuer registrieren, wenn der zu versteuernde Umsatz innerhalb von 12 Monaten 90.000 £ übersteigt (Schwellenwert ab April 2024). Der Standardsatz beträgt 20 %, für einige Dienstleistungen gibt es ermäßigte (5 %) oder Nullsätze. Registrierte Freiberufler erheben Mehrwertsteuer, fordern die Vorsteuer zurück und reichen ihre vierteljährlichen Steuererklärungen digital ein im Rahmen von Making Tax Digital.

🇨🇭 Schweizer

Die Mehrwertsteuergrenze in der Schweiz liegt bei einem Jahresumsatz von 100.000 CHF. Der Normalsatz beträgt 8,1 % (ab 2024), mit ermäßigten Sätzen von 3,8 % (Hotellerie) und 2,6 % (Lebensmittel). Freiberufler melden sich bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung an, erheben Mehrwertsteuer und reichen ihre Steuererklärung vierteljährlich oder halbjährlich ab.

Wichtiger Unterschied: Der niedrigere Steuersatz in der Schweiz (8,1 % gegenüber 20 %) und die ähnliche Schwelle machen die Steuerbelastung geringer, für Nichtansässige gilt jedoch für bestimmte Verkäufe eine Nullschwelle. Der höhere Steuersatz in Großbritannien und die digitale Einreichung tragen zusätzlich zur wahrgenommenen Strenge bei.

❺ Abzugsfähige Ausgaben, einschließlich Reisekosten

Beide Länder erlauben den Abzug von Ausgaben, die ausschließlich geschäftlichen Zwecken dienen, die Regeln sind jedoch in der Anwendung unterschiedlich.

🇬🇧 Vereinigtes Königreich

In Großbritannien umfassen abzugsfähige Ausgaben Bürokosten, Marketing und Reisekosten (z. B. Kraftstoff, Bahnfahrten, Hotels für Geschäftsreisen mit Übernachtung). Als Reisekosten qualifizieren sich Geschäftsreisen, nicht jedoch Pendel- oder Privatfahrten. Vereinfachte Pauschalsätze (z. B. 45 Pence pro Meile für die ersten 10.000 Meilen) sind verfügbar. Wenn ein Freiberufler einen Urlaub als Geschäftsreise geltend macht (z. B. eine Familienreise mit minimaler Arbeit), ist dieser nicht abzugsfähig. Im Falle einer Prüfung kann HMRC ihn nicht anerkennen, Zinsen berechnen und je nach Verhalten (fahrlässig oder vorsätzlich) Strafen verhängen.

🇨🇭 Schweizer

In der Schweiz sind Abzüge für alle Geschäftskosten zulässig, einschließlich der tatsächlichen Reisekosten (z. B. Kilometergeld mit CHF 0,70/km als Pauschalbetrag oder tatsächliche Kosten). Die Reise muss geschäftlich notwendig sein; Persönliche Urlaube sind nicht zulässig, aber gemischte Reisen ermöglichen anteilige Abzüge. Es gibt kantonale Abweichungen mit Verpflegungspauschalen (max. 15 CHF/Tag). Bei fehlerhaften Angaben kann es vorkommen, dass die Behörden die Ausgaben bei der Veranlagung neu klassifizieren, was zu korrigierten Steuerbescheiden führt.

Wichtiger Unterschied: Der britische „vollständig und ausschließlich“-Test wird strikt durchgesetzt und schließt gemischt genutzte Gegenstände vollständig aus, sofern sie nicht aufgeteilt werden (z. B. Homeoffice). Die Schweiz ist flexibler mit Pauschalbeträgen und kantonalem Ermessen und ermöglicht möglicherweise umfassendere Ansprüche. Im Urlaubsbeispiel sind rein private Reisen in beiden Ländern nicht zulässig, aber die britischen Prüfungen machen Fehler kostspieliger.

❻ Strafen für Nichteinhaltung und falsche Angaben

🇬🇧 Vereinigtes Königreich

Die Strafen in Großbritannien basieren auf dem Verhalten: Bei ungenauen Steuererklärungen (z. B. falsche Reisekostenabrechnungen) werden bei Fahrlässigkeitsfehlern 0–30 % des Steuerverlusts verhängt, bei absichtlichen Fehlern 20–70 % und bei versteckten Fehlern 30–100 %. Verspätete Einreichung beginnt bei 100 £ und steigert sich auf tägliche Strafen von 10 £ und bis zu 100 % der fälligen Steuer. HMRC-Prüfungen sind üblich, insbesondere bei Hochrisikoansprüchen.

🇨🇭 Schweizer

In der Schweiz werden für geringfügige Fehler (z. B. falsche Abzüge) Verwaltungsbussen (CHF 50–1.000) verhängt, während bei Umgehung Bussen bis zur Höhe des hinterzogenen Betrags oder in schweren Fällen bis zu 300 % sowie eine mögliche Gefängnisstrafe wegen Betrugs verhängt werden können. Eine freiwillige Selbstanzeige kann Strafen vermeiden. Audits erfolgen auf kantonaler Ebene und sind im Allgemeinen weniger aggressiv als die von HMRC.

Wichtigster Unterschied: Die gestaffelten Strafen und proaktiven Prüfungen des Vereinigten Königreichs untermauern seinen Ruf als „strengerer“ Staat, während die Schweiz Wert auf Strafen legt, die im Verhältnis zur Steuerhinterziehung stehen, und bei ehrlichen Fehlern mehr Nachsicht walten lässt.

Abschluss

Ist Großbritannien wirklich strenger?

Während Großbritannien stärkere zentralisierte, digital geprägte Pflichten und verhaltensbezogene Strafen vorsieht – was das System strenger erscheinen lässt, insbesondere bei Spesenabrechnungen wie als Geschäftsreisen getarnten Urlauben –, kann das kantonale System der Schweiz in Hochsteuergebieten ebenso anspruchsvoll sein, bietet aber mehr Abzugsflexibilität. Insgesamt ist Großbritannien für diejenigen geeignet, die Einheitlichkeit bevorzugen, während die Schweiz strategische Planung (z. B. Niedrigsteuerkantonen) belohnt. Freiberufler in beiden Ländern sollten Aufzeichnungen führen und Experten konsultieren, um Fallstricke zu vermeiden.

Zum Beispiel Reisen: In beiden Ländern riskieren falsche Abrechnungen nicht anerkannte Abzüge, Zinsen und Bußgelder, aber das Potenzial für höhere Strafen (bis zu 100 %) und Audits in Großbritannien erhöht das Risiko.

Überprüfen Sie stets offizielle Quellen, da sich die Regeln weiterentwickeln. ✈️